2007-08-24

JA-GoDi: Gottesdienst - neutestamentlich (Teil 2)

Elemente des Gottesdienstes

Gebet

In diesem Abschnitt wird anhand der Angabe vieler Verse gezeigt, dass sowohl das Vater-Unser als auch freie und vorformulierte Gebete ständiger Bestandteil der Gottesdienste waren.

Linder stellt anschließend die Frage, welche Rolle das Vater-Unser in unseren Gottesdiensten spielt, und in welchem Verhältnis freie und vorformulierte Gebete zueinander stehen.

Bekenntnis

Linder schließt aus Bibelversen des Paulus, dass die ersten Christen in ihren Gottesdiensten Bekenntnisse zitierten "um sich gegenseitig zu vergewissern, was und woran sie glaubten".

Dazu stellt er die Frage, warum in unseren Gottesdiensten auf das Sprechen eines Glaubensbekenntnisses so gut wie verzichtet wird.

Die Frage scheint durchaus berechtigt, wenn man bedenkt, dass wir zur Zeit in einer Gesellschaft leben, die sich nicht nur von Kirche und Christentum abgewandt hat, sondern deren Inhalte auch gar nicht mehr kennt.

Ein Glaubensbekenntnis -insbesondere eines, welches die Gemeinde als Ganzes sprechen und eben auch inhaltlich nachvollziehen soll- hat aber in der heutigen Zeit der pluralisierenden, tolerierenden Ansichten auch einiges an Brisanz.
Bevor daher auch gerade in Betrachtung auf Jugend ein Glaubensbekenntnis im Gottesdienst gesprochen werden kann, ist dieses erst einmal als gemeinsames Bekenntnis überhaupt zu erarbeiten. Was heißt es im Zeitalter von Aufklärung und Nach-Aufklärung zum Beispiel, von einem "Schöpfer des Himmels und der Erden" zu reden? Ist dies nicht Ausdruck eines längst überholten, hinter uns gelassenen Weltbildes?

Haben wir nicht viele traditionelle christliche Bilder und Vorstellungen der Wirklichkeit eigentlich schon durch modernere ersetzt?

Und erfassen wir und verstehen wir wirklich noch die Aussagen in traditionellen Formulierungen? Was heißt es eigentlich wirklich, dass Jesus "zur Rechten Gottes" sitzt?

Wie also muss ein Glaubensbekenntnis formuliert sein, dass auf das zeitgemäße Wissen um das Wesen des Universums Bezug nimmt und die aus der Sicht des Glaubens wahrgenommene Wirklichkeit nicht gegen die vom Verstand erfaßte Wirklichkeit ausspielt?

Schriftlesung und Predigt

In diesem Abschnitt hebt Linder anhand von Bibelstellen hervor, dass generell die lehrhafte bzw. prophetische Predigt "einen hohen Stellenwert hat und dem Mittelpunkt des Gottesdienstes bildet". Hier fällt auf, dass diese Erläuterung bereits eine Auslegung beinhaltet, da Linder in diesem Zitat in der Gegenwartsform schreibt, wo er vorher eine Vergangenheitsbeschreibung machte.

Interessant ist, dass er in seinem Analysetext fast ausschließlich die Auslegung der gelesenen Texte hervorhebt, im Anschluß die Frage stellt, was es bedeutet, dass heute immer mehr Themenpredigten gehalten werden im Gegensatz zu Textauslegungen, dann aber im Zusatz unter 'Idee' empfiehlt, auf eine Textlesung eine Zeit der Stille folgen zu lassen, damit "Gott durch sein Wort redet (auch ohne Auslegung)".

Das eigenständige Reden des Bibeltextes, ohne viel Worte drumherum, das begegnende Wirken des Wortes, ggf. nicht nur vorgelesen sondern künstlerisch präsentiert durch die Darstellungsweise, ist ein sehr bedenkenswerter Punkt für zeitgenössische Gottesdienste, der in diesem Abschnitt leider sehr im Hintergrund blieb.

Abendmahl

Im letzten Absatz des zweiten Teils führt Linder kurz aus, dass das Abendmahl bei den ersten Christen ein weitaus stärker betontes und wiederkehrendes Element des Gottesdienstes war, und fragt sowohl nach der Bedeutung für uns heute als auch danach, ob es "sinnvoll [ist], es (nur?) einmal im Monat zu feiern".

Schluss

Das Schlusswort Linders besteht im Zitat von G. Carey:
"Der Gottesdienst ist unser Schaufenster für die Welt. Wenn unser Gottesdienst so attraktiv wie inhaltsreich, so fröhlich wie tiefgründig und so wirklichkeitsbezogen wie schriftgemäß ist, wird Gott ihn dazu benutzen, viele Menschen zu sich zu ziehen".

Weise Worte zum Schluss, denen wohl fast jeder zustimmen wird.

Aber mir stellt sich die Frage: Was fange ich damit an?
Schließlich wird keiner der skeletösen Begriffe konkret mit Fleisch versehen. Fängt doch das Problem in Diskussionen um Jugend und Gottesdienst meist schon bei der Frage der Attraktivität an, die wahrscheinlich auch Einfluß auf die ausgedrückte Fröhlichkeit (oder der Fröhlichkeit des Ausdrucks?) haben wird. Und gerade der Wirklichkeitsbezug ist ein umfassend debattierbares Thema in einer pluralistischen Gesellschaft, deren Mitglieder in sehr unterschiedlichen Wirklichkeiten leben.

Die eigentliche Frage also ergibt sich erst: Was bedeuten denn diese genannten Attribute überhaupt für uns? Und wie können und sollen wir diese gestalten und umsetzen?

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