2007-06-21

Wie Konfessionslose Christen werden

Interessanter Artikel auf idea.de.
>>Mittlerweile ist jeder dritte Bürger (25,4 Millionen) Deutschlands konfessionslos. Besonders dramatisch ist – mit 75% – die Situation in den neuen Bundesländern. Die Erfahrung von Alexander Garth, Pfarrer der Berliner Stadtmission: Das Christentum perlt von „Ossis“ ab wie Wasser von einem Ostfriesennerz. Das hätten missionarische Initiativen schmerzlich erfahren, als sie sich nach der friedlichen Revolution Ende 1989 in den Osten aufmachten. Wie er Nichtchristen mit der christlichen Botschaft erreicht, beschreibt er heute.<<
Eine interessante Frage. Ich bin gespannt, wie er das schafft. Hier noch ein paar Zitate aus dem Artikel:
>>Was muss geschehen, damit Atheisten Christen werden?
Darüber staunen Atheisten
Erstens: Das Beispiel veränderten Lebens. Es gibt kaum etwas Herausfordernderes für Atheisten als radikal von Gott veränderte Leben: geheilte Ehen und Beziehungen, Überwindung von lebenszerstörenden Süchten und Bindungen, tapferes Anpacken von Problemen, wo früher geflohen und verdrängt wurde, Menschen, die ihr Leben in Ordnung bringen und aufhören zu stehlen, zu lügen usw. Diese Lebensveränderung wird von den Menschen im Umfeld staunend wahrgenommen. Atheisten, die Zeugen dieser Veränderung werden, suchen nach einer Erklärung und beginnen häufig nach Gott zu fragen.

Eine einladende Gemeinde
Zweitens: Eine einladende Gemeinde. Konfessionslose halten Kirche und Glaube im allgemeinen für eine überholte Lebensform. Viele unserer Kirchgemeinden haben das Erscheinungsbild eines kleinen, verunsicherten, depressiven Häufchens, das so mit seiner Krise und seiner Minderwertigkeit befasst ist, dass es unfähig ist, die Welt zu erreichen. Konfessionslose werden in ihrem Vorurteil bestätigt, wenn sie Gemeinde erleben als eine angepasste, dem Zeitgeist anheim gefallene und von Selbstzweifeln erfasste Ansammlung angechristelter Mitbürger oder als ein mit sich selbst beschäftigter, ins fromme Getto zurückgezogener Insiderclub. Wir brauchen einladende und ausstrahlende Gemeinden, in der die Menschen ihren Glauben froh und gewiss leben und weitergeben. Und: wo andere auch Gott erfahren können – z.B. auch durch Beichte, Handauflegung, Gemeinschaft, Gottesdienst, Gebetsnächte, Taufe etc<<.
Die danach beschriebenen sechs Schritte ihres missionarischen Konzeptes sind interessant und weisen schon gewisse Ähnlichkeiten zu den Aktionen meiner Gemeinde aus. Aber eines fehlt mir bei meiner Gemeinde sehr stark: Die Schritte 1 und 6 .

Während die Türen offen sind und Gäste gerne empfangen werden, Gottesdienste immer mehr formal und inhaltlich ausgefeilt werden, frage ich mich: Wo ist der Punkt, wo die Gemeinde nach außen geht?

Irgendwie scheinen nur dann neue Menschen mit der Gemeinde in Kontakt zu kommen, wenn sie mehr oder minder zufällig durch unsere Zellmembran hindurchdiffundieren.

Aber auch das im Artikel gezeichnete Bild ist meiner Ansicht nach noch relativ klassisch:
>>Sie brauchen niederschwellige Angebote, die ihnen die Chance geben, sich Glauben und Kirche aus Distanz zu nähern. Einige Menschen haben durch kreative Arbeit Zugang zur Gemeinde und zu Gott gefunden. Die musikalisch Begabten engagieren sich z. B. im Gospelchor, andere im Internetteam, einer Ausdruckstanzgruppe, einer Theatergruppe (Anspielteam) für kurze Spielszenen zu Gottesdienstthemen und anderen Gemeindeereignissen usw. Wir haben uns eine Beach-Volleyball-Anlage gekauft und spielen von Frühling bis Herbst auf einem öffentlichen Platz vor unserer Ladenkirche regelmäßig Volleyball. Dabei sind vielfältige Kontakte zu konfessionslosen jungen Leuten entstanden.<<
Auch hier wieder ist im Wesentlichen die Rede davon, wie Kirchen-Distanzierte in kirchliche, kircheneigene Aktionen integriert werden können. In unserem Gospelchor, in unserem Internetteam, in unserer Ausdruckstanzgruppe, in unserer Theatergruppe für unseren Gottesdienst ...

Und somit wird der anfangs recht positiv erscheinende erste Schritt ...
"Als wir uns mit unserem kleinen Missionsteam in Berlin-Hellersdorf niederließen, kannten wir niemanden. Daher beschlossen wir, dass jeder in einen Bereich der Gesellschaft geht, der ihm liegt."
... zu einer reinen Fischer-Methode. Ein Köder, der ausgeworfen wird. Kulturelle Außenkontakte werden funktionalisiert, verzweckt. Und ich frage mich ernsthaft: Muss das so sein?

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