2009-09-04

Morgengedanken: Worum geht es eigentlich?

Heute morgen kam ich aus dem Haus, als unser Nachbar gerade dabei war, mit so einer elektrischen Superpuste das Laub von unserer Straße zu blasen, dass der Sturm über Nacht von den Eichen gerissen hat. Er rief zu mir herüber: "Was für eine Schweinerei, ne?" und die einzige Antwort, die mir einfiel war: "Is eben Natur!".

Du meine Güte! Die ganze Zeit auf dem Weg zur S-Bahn dachte ich daran, wie wir immer mehr die Natur aus unseren Städten verdrängen wollen. Sie soll keinen Schmutz machen, keine Arbeit. "Ich kann nicht mehr so im Garten arbeiten, wie früher, deswegen wollte ich den Rasen wegmachen und durch schöne Pflastersteine ersetzen." Und: "Das Heckeschneiden ist so aufwändig, ich werde die Hecke wegmachen und durch einen Zaun ersetzen. Grüne Stahlnetzgitter, die sind haltbarer wie Holzlatten" usw. usw.

Als ich weiter auf dem Weg zur Arbeit war, hörte ich einige Gespräche in den Bahnen, teilweise am Handy, und das Ganze verlief in einem noch globaleren Gedanken. Brauchen die Menschen hier um mich herum eigentlich Gott? Und wenn ja, warum? Was würde das in ihrem Leben verändern?

In den Gesprächen bezüglich Veränderung in unserer Gemeinde, Relevanz der Kirche in der Gesellschaft und persönliche Evangelisation kommt schnell der Punkt, wo es um Aktivitäten geht. Welche anderen Angebote sollen wir machen? Mit welchen Aktivitäten können wir Leute erreichen? Welche Projekte müsste man starten, um relevant für die Gesellschaft zu sein? - Und dann wenig später natürlich: Wo sind die, die die Initiative ergreifen? Wo sind die Mitarbeiter, die Zeit in die Projekte investieren?

All diese Stränge fügten sich heute morgen zu einem Gedanken zusammen, als ich auf der Arbeit ankam:

Zu der Frage: "Worum geht es eigentlich?" und zu der spontanen Antwort: "Um Frieden!"

Frieden - ein Oberbegriff, ein umfassendes Konzept für weitere Dinge, die sich darunter subsummieren.

Frieden, darin steckt auch das Wort zu-frieden. Zufrieden sein, mit der Umwelt, mit dem, was man hat (das heißt aber nicht Status Quo!! Es geht dabei auch um Möglichkeiten die man "hat"!, Chancen zur Veränderung, die durchaus vorhanden sind, im Gegensatz zu den nicht vorhandenen Möglichkeiten).

Frieden - zufrieden - darin steckt auch Versöhnung. Das Versöhnt-Sein mit der Lebenssituation, in der man steckt. Mit dem Leben an sich. Mit den Veränderungen, die das Leben mit sich bringt. Auch mit dem Sterben.

Wenn ich mich frage, wo es uns mangelt, wo es MIR mangelt, so stelle ich fest, dass ich all diese Probleme und Fragen auf dieses Grundkonzept zurückführen kann: Unfrieden. Unzufriedenheit und Unversöhntheit.

Und alles was ich in den letzten Wochen und Monaten erlebt habe, was mich belastet hat, und auch die Erlebnisse heute morgen auf dem Arbeitsweg lassen sich darauf zurückführen. Wir leben in einer Gesellschaft, in der die meisten Generationen "Krieg" nicht mehr kennen. Wir leben in relativer wirtschaftlicher Stabilität (trotz sog. Wirtschaftskrise), wir leben in einem relativ sicheren, freien Staat. Und doch: Wenn wir beobachten, wie die Beziehungen zwischen Menschen aussehen -egal ob auf persönlicher, gemeinschaftlicher oder beruflicher Ebene-, so ist ein allgemein latenter Unfriede zu beobachten.

Gleichzeitig aber auch eine Sehnsucht nach Frieden. Und ich denke, das ist der wesentliche Punkt, wo wir als Christen, als Gemeinde einen Unterschied machen könnten. Das ist der Punkt, über den es nachzudenken gilt, aber an dem wir selbst noch enorm arbeiten müssen. Die Frage: "Wie kann ein Leben in Frieden gelingen?"

Und ich denke, dass ist die wesentliche Frage, die uns zur Umsetzung unseres Leitbildes weiterhelfen kann: "Wir wollen dazu beitragen, dass Menschen zum Glauben an Jesus Christus finden, ihn als Hilfe für ihr Leben erfahren, und engagierte Christen werden".

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