2008-01-02

2007 / 2008 - Jahreslosungen sind mehr als Glückskekssprüche?!

Tja, an dieser Stelle und am zweiten Tag des neuen Jahres will ich auch einen Blick zurück werfen auf das letzte Jahr.

Seit ein paar Jahren ist es tatsächlich interessant, die Jahreslosung mit dem Geschehen zu vergleichen. Schon seit 2001 stelle ich das für mich fest, insbesondere aber auch wieder in den letzten Jahren.

2005: Jesus Christus spricht: Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.
(Luk. 22,32)
War damals tatsächlich ein wichtiger Vers für mich geworden, als einfach eine gewisse Schlaffheit und Müdigkeit aufkam. Glaube ist kein Glaube mehr, wenn er zur Routine wird. Dann steht das 'G' eher für Gewohnheit.
2006: Gott spricht: Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht
(Jos. 1, 5b)
Auch dieser Vers war in 2006 ein wichtiger Zuspruch für mich und für andere geworden.

In 2007 nun hat sich bei mir persönlich und in meinem Umfeld einiges ereignet. Es war irgendwie ein aktives, aktionsreiches, hartes Jahr. Und mehr als das.

Meine Gemeinde hat an- bzw. umgebaut, und da die normale Gemeindearbeit darunter nicht leiden sollte, wurden alle Bau-Aufgaben noch zusätzlich erledigt. Für mich hieß das: Umbau an der Tontechnik planen und durchführen. Zig Kabel von den Steckern befreien, Kabel neu verlegen, nachher die Stecker wieder anlöten. Zusätzliche Geräte anschaffen, bedienen lernen und einjustieren. Und das noch alles so, dass zu jedem Wochengottesdienst die Beschallung zumindest provisorisch wieder lief, die JesusHouse-Party zur Gebetswoche stattfinden konnte, die Technik für WhyNot-Gottesdienste zur Verfügung stand, und die JesusHouse Woche in unseren Räumen stattfinden konnte. Für den Herbst stand dann noch eine JesusHouse Party mit drei Bands an einem Abend an -eine Herausforderung für Planung und Durchführung- sowie ein Gospel-Konzert, wozu unsere bisher nur provisorisch aufgebauten Boxen dann auch endlich korrekt installiert sein sollten.

Zusätzlich musste die JesusHouse Satellitenwoche während des ersten Quartals technisch geplant und durchgeführt werden, mit jedem Abend anderer Live-Band, und die JH-DU-Webseiten mussten in ihrem Design überarbeitet werden.
Womit wir beim Stichwort "überarbeitet" wären ...

Während des ganzen Jahres, speziell aber in der ersten Hälfte, bin ich somit quasi in Themen der Veranstaltungstechnik versunken, neben der üblichen Arbeit als Webmaster der Gemeinde und Leiter/Mentor eines Jugendhauskreises, Mitglied in der Jugendband und Mitdenker im Jugendbereich.

Vom Job als Software-Entwickler und den Herausforderungen, die der Zeitpunkt des Roll-Outs eines neuen Produktes zum Kunden mit sich bringt, will ich gar nicht erst anfangen.

Gewarnt wurde ich von befreundeten Beobachtern ja schon etwas länger, aber dieses Jahr wurde die Leistungsgrenze dann deutlich sichtbar.

Anfang der zweiten Jahreshälfte kam dann der Einbruch des Glaubens hinzu. Bei einem Leben, welches fast völlig von Aktivismus, Planung, Durchführung und "gesaugter" Kreativität geprägt ist, und wenig von Sabbath, Spiritualität und Besinnung, bleibt das dann wohl auch nicht aus.

Anfang der zweiten Jahreshälfte stürzte ich also in ein Tief, aus dem ich mich eher langsam wieder erholt habe. Die zweite Hälfte war geprägt von Zweifeln an allem rund um den Glauben, und sehr viel Literatur, die ich aufgesaugt habe wie ein Schwamm. Bücher, Magazinartikel, Blogposts, zu Themen Wissenschaft und Glaube, Evolution, Bewußtsein, Atheismus, aber auch zu Theologie, Philosophie, der Gottesfrage und Leben im Glauben.
Ich war intensiv auf der Suche. Auf der Suche nach Antworten, aber auch erst einmal auf der Suche nach Klarheit über meine Fragen (und irgendwie ist es Ironie, dass dies alles quasi um meinen 42. Geburtstag herum stattfand)

Dieses ziemliche Hin und Her drückt sich dann auch in meinem Nicknamen "MentalRover" aus, der mentale Vagabund.
Nicht alles, was mir in dieser Zeit durch den Kopf ging, hat den Weg in dieses Blog gefunden, auch wenn ich das ursprünglich beabsichtigt habe. Manches hat es nur bis zum Entwurfsbereich geschafft, manches nur in mein Notizbuch, manches blieb einfach nur im Kopf.

Über manches werde ich dieses Jahr sicher noch schreiben, wenn auch vielleicht aus anderer Perspektive, als es letztes Jahr der Fall gewesen wäre.

In dieser Zeit kam ich auch mit dem Begriff Emerging Church in Kontakt, und empfand vieles, was ich dort las als erfrischend. Manche Fragen, die ich hatte, wurden auch dort gestellt. Manche Dinge, die mir eigentlich altvertraut schienen, wurden dort neu beleuchtet und aus anderer Perspektive betrachtet. An manchen Dingen, die ich anzweifelte, wurde dort aber auch festgehalten, sie waren und blieben Basis des Glaubens.

Auch bei den Jugendlichen, mit denen ich zusammenarbeite, blieb meine Veränderung nicht ohne Wirkung. Manche wagten es nun ebenfalls, die Fragen, die ihnen durch den Kopf gingen, laut(er) zu stellen, über ihre Zweifel und ihre Kritik an Glauben und Gemeinde zu reden.
Häufig geht es dabei um Authentiziät, Übereinstimmung von Reden (Predigt) und Handeln der Gemeinde. Sind wir ein frommer Club? Leben wir das christliche Ghetto? Wozu sind wir als Gemeinde da?

Und so muss ich heute sagen, dass in diesem letzten Halbjahr bei mir und anderen in meinem Umfeld einiges aufgebrochen ist, was vorher verkrustet und verrostet war. Dinge neu zu denken und zu hinterfragen war für uns plötzlich nicht mehr "schlimm" sondern wurde möglich. Es kam schließlich auch neu Bewegung in meinen Glauben.

Und hier merke ich, wie durch diesen anfangs auch sehr schmerzvollen Tiefpunkt hindurch die Jahreslosung 2007 Realität wird:
2007: Gott spricht: Siehe, ich will ein Neues schaffen. Jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn nicht?
(Jes. 43, 19a)
Letztlich waren die Verse der letzten drei Jahre alle zusammen in diesem einen Jahr vertreten, wie Strahlen im Brennpunkt einer Linse.

Was wird das neue Jahr bringen? Nun, vorneweg stelle ich fest, dass die Bewegung, die im Jugendbereich zu bemerken war, parallel durchaus auch die Gemeinde in Bewegung versetzt hat. Der Männerkreis unserer Gemeinde veröffentlichte kürzlich einen kurzen Artikel und beschrieb, dass sie neu über Möglichkeiten zum missionarischen und diakonischen Handeln nachgedacht haben und im kommenden Jahr konkrete Schritte gegangen werden sollen.
Auch die Gemeindeleitung lädt zu einem Mitarbeitertag ein, der sich um die Frage der missionarischen Möglichkeiten drehen soll.

Wesentlich für mich ist: Als ich das Jahr 2007 begann, hatte ich mir vorgenommen, weniger Aktivismus zu leben, als mehr Beziehung. Die Wirklichkeit sah genau anders herum aus. Ich war always in action und Beziehungspflege litt.
Für dieses Jahr aber sehe ich die Chance, dieses Ziel zu verwirklichen. Und zwar auch deshalb, weil mein Umfeld in eine ähnliche Richtung zu gehen scheint, was die Sache erleichtert.

Hinzu kommt: Die Webseiten wurden bzw. werden auf neue CM-Systeme umgestellt, die es auch erlauben, dass Mitarbeiter der Gruppen selbst ihre Informationen einstellen können. Die Pflege wird somit leichter. Aus dem Technik-Bereich werde ich mich nach und nach zurückziehen. Organisatorisch ist dies schon vorbereitet, das Know-How wird mittelfristig weitergegeben, letzte Aufgaben noch erledigt.
(Natürlich werde ich es nicht lassen können, hier und da an Knöpfen zu drehen, aber das ist dann was anderes ;-) ).
Den Freiraum, den ich bekomme, möchte ich in Beziehungen investieren, sowohl zu meinen Mitmenschen, als auch zu Gott. Ansonsten hoffe ich, die Disziplin aufzubringen, keine neuen Projekte mehr zu starten und mich von neuem Zweck-Aktivismus fernzuhalten. Zeiten des Aufatmens werde ich bewusst suchen.

Was mir im Moment noch fehlt und was ich dieses Jahr bewußt suchen möchte, ist die intensive Erfahrung dessen, was die neue Jahreslosung ausspricht:
2008: Jesus Christus spricht: Ich lebe und ihr sollt auch leben
(Joh. 14,19)
So be it, Amen

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo

Respekt dafür was du geleistet hast und dass alles so gut geklappt hat obwohl du den ganzen stress hattest den man als außenstehender so gar nicht bemerkt.

Hoffe es klappt mit dem zurücknehmen und dass du zeit zum durchatmen findest

Wünsch dir n frohes neues und ein schönes weiteres dabeisein im Hauskreis :)

MentalRover hat gesagt…

Hey, vielen Dank Schoki :-) .