So lesen wir im Newsletter diesen Monats:
[...]Nachdem der Kongres dann begonnen hatte, setzte am zweiten Tag ein Gewitter-Sturm die Elektrizität außer Gefecht, was bedeutete, dass weder der Beamer noch sonst etwas funktionierten. Der Kongress arbeitet mit hochauflösenden DVDs - also mußten die Anwesenden 4 Stunden lang auf einen Stromgenerator warten. Um die Zeit zu überbrücken, baten die Kongress-Organisatoren die Besucher, die Zeit zu nutzen und in ihren Teams den ersten Kongress-Tag auszuwerten.Ohne das Wirken Gottes auf diesem Kongress in Abrede stellen zu wollen, finde ich es trotzalledem irgendwie wieder bezeichnend für das eingefahrene Willow-Denken: Kongresse funktionieren mit Beamern und DVDs, und wenn es Ausfälle gibt, ist das eine Katastrophe.
Als der Generator endlich zur Verfügung stand, konnte der Kongress fortgesetzt werden. Für das Willow Team vor Ort war das ganze ein Alptraum. Wollten Sie doch gerne den Besuchern einen reibungslosen Kongress anbieten. Aber ... als der Kongress zu Ende war, ergab sich ein überwältigendes Feedback.
Ganze Teams berichteten davon, dass es gerade diese 4 Stunden Team-Zeit waren, die Gott benutzt hatte, um die Impulse des ersten Kongress-Tages zu vertiefen und daraus ganz konkrete Entscheidungen abzuleiten. Was zunächst als Störung wahrgenommen wurde, erwies sich im Nachhinein als großer Gewinn.
Only God ... so heißt es bei Willow immer wieder! Allein Gott kann so etwas bewirken.
Kongresse funktionieren von vorne, und wenn man Teams und Gruppen Freiräume gibt, einfach drauflos zu arbeiten, dann ist das eine Katastrophe. Halleluja, welch Wunder Gottes, wenn es dann doch funktioniert, und auch noch als richtig gut empfunden wird!
Mich stimmt diese Geschichte eher ein wenig traurig, auf jeden Fall jedoch nachdenklich. Denn schließlich ist die Erkenntnis des beschriebenen Effektes nicht neu. Harrison Owen hatte ähnliche Erkenntnisse bereits 1985, und zwar nicht für eine christliche, sondern für eine Organisationsentwickler-Konferenz. Er schuf damals Open Space, heutzutage eine von mehreren Arten einer sogenannten Unkonferenz (Unconference), z.B. neben dem Bar Camp, welches es als Konferenzform nun auch schon seit mindestens vier Jahren gibt .
Wieso geht also eine so große Institution wie Willow Creek, die sich eigentlich genau mit solchen Themen, wie zeitgenössische Gesellschaft und ihre Erscheinungsformen, Tagungen und Kongressen usw. auskennt, hin und stellt so dar, als hätten sie es ganz plötzlich und völlig neu entdeckt?
Auch hier wieder kann ich nur sagen: Liebe Mitchristen, bleibt am Puls der Zeit! Sonst lauft ihr, wie leider so oft, nur der Gesellschaft hinterher.
Wie schwer scheint es doch im christlichen Sektor zu sein, die Macht des Expert-on-front aufzugeben, die Planungssicherheit der Agenda, die Steuerung und Kontrolle durch Handlungsvorgaben an Arbeitsgruppen und Konferenzteilnehmer, und stattdessen Vertrauen zu entwickeln. Vertrauen in die Teilnehmer und deren Kompetenz, Vertrauen in das, was in einer Gruppe auf dynamische Weise entstehen kann (Emergenz, Schwarmintelligenz, Gruppendynamik, wasauchimmer) und vor allem mal: Vertrauen in eben den Gott, den sie selbst postulieren.
Es ist für mich wirklich schwer zu verstehen, wie man die lebendige Dynamik biblischer Geschichten lesen und glauben kann, und dann völlig erstaunt und verblüfft vor der lebendigen Dynamik der Wirklichkeit steht, und Plänen, Konzepten und Techniken mehr vertraut hat, als dem lebendigen Gott?
Das ist für mich irgendwie bizarr!
1 Kommentar:
Mich würde interessieren ob diese "neue" Form den jetzt auch für die Zukunft übernommen wird, oder als nette Erfahrung abhakt und beim bisherigen geplannten Muster bleibt.
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