2009-11-19

Was ist eigentlich ein "Kategorienfehler" ?

Was ist eigentlich ein Kategorienfehler?

Laut Wikipedia:
Unter Kategorienfehler versteht man eine bestimmte Art von Fehlschluss. Ein Kategorienfehler liegt vor, wenn ein Terminus einer bestimmten Kategorie durch einen Terminus ersetzt wird, der nicht zu dieser Kategorie gehört.
Unter dem Link zum Lexikon der Linguistik finden wir ein Beispiel:

Ein Ausländer kommt zum ersten Mal nach Oxford oder Cambridge, und man zeigt ihm eine Reihe von Colleges, Bibliotheken, Sportplätzen, Museen, Laboratorien und Verwaltungsgebäuden. Nach einiger Zeit fragt er:

„Aber wo ist denn die Universität? Ich weiß jetzt, wo die Mitglieder eines College wohnen, wo die Verwaltung untergebracht ist, wo die Wissenschaftler ihre Versuche machen und so weiter. Aber warum zeigt man mir nicht die Universität, wo die Mitglieder eurer Universität wohnen und arbeiten?“

Dann muss man ihm erklären, dass die Universität nicht noch eine weitere ähnliche Institution ist, ein weiteres Gegenstück zu den Colleges, Laboratorien und Verwaltungsgebäuden, die er schon gesehen hat. Die Universität ist einfach die Art und Weise, in der alles das organisiert ist, was er schon gesehen hat. Wenn man das alles gesehen und die Art und Weise der Zusammenarbeit verstanden hat, dann hat man die Universität gesehen.

Ein Kategorienfehler liegt also dann vor, wenn Begriffe miteinander in Beziehung gebracht werden, die gar nicht zur selben Kategorie gehören.

Ein Kategorienfehler kann aber auch dadurch entstehen, dass in einer Argumentation einem Wort zwei verschiedenene Bedeutungen aus unterschiedlichen Kontexten zugewiesen werden, ähnlich einem "Teekesselchen" (Bank als Sitzgelegenheit und Bank als Geldinstitut).
Meist ist die Verwechselung nicht so klar einsichtig wie in dem Bankbeispiel. Sie tritt meist dann auf, wenn oberflächlich gesehen klare Begriffe von verschiedenen Fachkreisen mit spezifischen Bedeutungen versehen werden.

So ist es in diesem Sinne ein Kategorienfehler, wenn in einer Diskussion um das Wort "Emergenz" auf einen Zusammenhang mit der "Chaostheorie" hingewiesen wird, und als Erläuterung dann der Begriff "Chaos" durch das biblische Tohuwabohu erläutert wird.

Der Fehler besteht darin, dass die Chaosforschung (wie sie besser genannt wird), die sich mit der Theorie der komplexen Systeme (wie sie korrekt heißt) auseinandersetzt, als Teilgebiet der Mathematik den Begriff "Chaos" ganz anders definiert. Sie sieht darin eine bestimmte Form von Prozess, dessen Vorhersagbarkeit stark reduziert ist, da eine minimale Veränderung der Eingangsvariablen zu einem stark verschiedenen Resultat am Ende führen. Dies ist oft auch auf Wechselwirkungen zwischen Variablen des betrachteten Systems zurückzuführen.
Einen Prozess als "chaotisch" zu bezeichnen ist in der Mathematik lediglich die sachliche Bezeichnung einer bestimmten deterministischen Qualität.

Der biblische Begriff Tohuwabohu hingegen drückt prinzipiell einen Zustand (und nicht einen Prozess) aus, der Wüste und Leere, Verwirrung und existenzielle Unordnung beinhaltet und durch göttliches Einwirken erst in den Zustand des "Kosmos", also der Schöpfungsordnung, überführt werden muss. Der Begriff hat somit eine ontologische, durchaus auch wertende Bedeutung und Qualität.

Aus den genannten Beschreibungen geht hervor, dass eine Verwechselung oder Vertauschung dieser beiden Begrifflichkeiten in einer Argumentation zwangsläufig zu Verwirrung und zu Fehlschlüssen führen muss, insbesondere wenn damit auch noch Wertungen verbunden sind.

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