2009-09-28

Gemeinde in der Gesellschaft und die Politikverdrossenheit

Inkarnatorische Gemeinde, Relevanz in der Gesellschaft.

"Ich bin sicher, dass sie das Richtige ankreuzen" sagte unser Pastor letzten Sonntag im Gottesdienst.

Heute lese ich einen Artikel, und darin wird von "inkarnatorischer Gemeinde" gesprochen. Gemeinde im kulturellen und sozialen Kontext.

Während sowohl in Schulen als auch bei Parteien eine sog. Politikverdrossenheit beklagt wird, drücken es gerade auch jüngere Bundesbürger konkret aus, was sie empfinden: Bei all dem unsachlichen Werberummel, gegenseitige Beschuldigungen, eigenen Versprechungen, die mal gehalten werden und mal nicht, politischem Um-den-Brei-herumreden und Polit-Skandalen...
Wem sollte man denn seine Stimme geben?

Die politische Landschaft ist unübersichtlich geworden. Vom Normalbürger eigentlich nicht mehr zu durchschauen.

Gleichzeitig wird der Ruf in Kirchen laut, wieder mehr Teil der Gesellschaft zu werden, sich auch auf seine Bürgerpflichten, gerade auch als Christ, zu besinnen.

Meine Frage, leider mal wieder viel zu spät, ist: Inwieweit machen wir denn als Gemeinden eigentlich in dieser Hinsicht ernst?

Geben wir unseren jungen Leuten, oder auch den verdrossenen nicht-mehr-so-jungen Menschen in unserer Gemeinde, Informationen an die Hand? Geben wir ein Leitbild?

Letzlich bleibt in Gemeinde jeder sich selber überlassen, wenn es darum geht, eine Entscheidung zu treffen. Und damit kommt es häufig zur Nicht-Entscheidung.

Wenn es Kirchen und Gemeinden so wichtig ist, dass Gemeindeglieder ihre Bürgerpflicht wahrnehmen, wenn es ihnen ebenso wichtig ist, aufgrund christlicher, biblischer Grundlage Einfluss auf die politische Landschaft zu nehmen, wieso gibt es dann keine Infoveranstaltungen zu den Parteiprogrammen?
Wieso muss man ausschliesslich für sich selbst einen Wahlomaten bemühen?

In Gemeinden findet man leichter ein Public-Viewing zur Europameisterschaft als Politic-Informing zur Europawahl.

Wohlgemerkt: Ich rede hier nicht davon, dass Gemeinde Manipulation betreiben soll und auf die Wahl einer bestimmten Partei durch die Gemeindeglieder hinwirken soll. Jeder soll weiterhin eigenständig seine Entscheidung treffen.

Es geht vielmehr darum, dass den (jungen) Teilnehmern am Gemeindeleben durch diese Art von Veranstaltung der Bezug zwischen Gemeinde und Gesellschaft, zwischen Glauben und Alltag, zwischen Christ-sein und Bürger-sein erfahrbar nahe gebracht wird.
Darum, dass durch einen gemeinsamen Austausch, durch Gespräch über gesellschaftliche Themen, die uns alle direkt betreffen, auch ein Hintergrundwissen vermittelt und Entscheidungshilfen an die Hand gegeben werden.

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