2010-10-05

Telepolis: "In den Fängen der Evangelikalen"

Schon heftig, was Jürgen Wolther in diesem Artikel auf Telepolis so schreibt.

Ein klares Beispiel von geistlichem Mißbrauch.

Schade nur, dass da die Differenzierung fehlt. Aber schließlich ist es ein Interview, und das noch mit begrenztem Platz.
Hier können vielleicht die Kommentare weiterhelfen.

"Ich habe selbstverständlich nicht alle Freikirchen Deutschlands kennengelernt, aber durchaus viele. Und von denen konnte man durchaus alle als evangelikal bezeichnen."


Leider wird nicht klar, ob her Wolther hier Ortsgemeinden einer bestimmten Richtung oder tatsächlich unterschiedliche Gemeinden aus unterschiedlichen Gemeindebünden -und damit Richtungen- beschreibt. Der Rest des Interviews scheint sich jedenfalls auf eine konkrete Gemeindeerfahrung zu beziehen, und ist damit hoch interessant, aber eher plakativ als repräsentativ.

Und so wird dann doch letztlich alles über einen Kamm geschoren und Christen sind prinzipiell sektiererisch und böse. Dawkins würde sich beim Lesen entspannt zurücklehnen.

Was für Gemeinden bleibt, die nicht einer solchen Richtung angehören?

1.) Fordert niemals euere Mitglieder auf, sich aus der Welt zurückzuziehen und sich vom Weltlichen abzusondern (ganz einzelne Ausnahmen mag es geben, für die dies angesagt sein mag).

"Flüssige Kirche" (liquid church) durchdringt die Gesellschaft und sondert sich nicht ab.

2.) Seid sensibel dafür, wenn Beiträge und Kollekten im Wesentlichen "für die gemeindlichen Belange" gesammelt werden. Insbesondere, wenn alle anderen gerade für
die aktuelle Krisensituation des Monats (Haiti, Loveparade) sammeln.
Öfter mal eine Sammlung, die für charitative Zwecke dient, ist sicher angebracht. Oder wie wär's mal mit einem öffentlichen Verzicht auf Kollekte, verbunden mit der Aufforderung, direkt an bestimmte Konten zu spenden?

3.) Werdet und seid sensibel für Machtfragen und autoritäre Strukturen.

Und für den einzelnen Christen in den Ortsgemeinden:

1.) Schaltet nicht euer Gehirn aus. Bleibt offen für Kritik. Sowohl von Außen als auch aus dem eigenen Schädel.

2.) Lernt rational zu argumentieren und auf solche Argumente angemessen zu reagieren. Nichts schadet dem christlichen Bild mehr, als wenn Christi Anhänger sich in Totschlagargumente und Strohmann-Debatten flüchten.

3.) Bleibt in allem gelassen. Fantischer Eifer schadet mehr, als er vermittelt (Hey, der gilt mir! ;-) ).

So, nun kannst du deinen eigenen Senf dazugeben.