Hallo, mein Name ist Peter Makler und ich vermittle Immobilien an Privat- und Geschäftskunden.
Leider geht mein Geschäft nicht sehr gut. Irgendwie flau. Oder um ehrlich zu sein: Ich stehe vor dem Ruin. Und das, wo ich eigentlich nicht mehr lange bis zur Rente habe. Schlimm, sowas.
Neulich, da hab ich ja gedacht, ich würde wieder Aufwind bekommen. Da kam nämlich ein Unternehmer zu mir, Eigentümer einer jungen, aufstrebenden Computerfirma. Er sagte mir, er hätte vor einigen Jahren mit ein paar Leuten angefangen, aber sein Unternehmen wäre in kurzer Zeit dermaßen angewachsen, dass seine Officelocation aus allen Nähten platze. Außerdem sei das ein nicht repräsentativer Altbau. Nichts, womit man den Geschäftskunden die Innovativität seiner boomenden IT-centered Company deutlich machen könne. Und da er in der Acquisitions-Phase zu einigen großen Joint-Venture Projekten mit Resellern sei, bräuchte er angemessene Räume für Meetings und Präsentationen. Außerdem sollen die Arbeitsplätze seiner Angestellten flexibler auf die Economic Changes angepasst werden können.
Patchbare Network-Installationen und Infrastruktur, die auch zum Chillen und Relaxen einlädt, sei in seinem kreativen Business pflicht.
Ok, ich hab nicht alles verstanden, aber das Anliegen war klar: Er brauchte ein neues Bürogebäude!
Zunächst mal trafen wir uns in seinem derzeitigen Unternehmens-Domizil, und er hatte recht: In diesem Gebäude konnte man kein modernes Unternehmen der elektronischen Datenverarbeitung ansiedeln. Ein Altbau aus der Jahrhundertwende, an dem schon Teile des Stucks abbröckelten. Überalterter Dachbau, angewitterte Holzrahmenfenster, ohne Farbe.
Und da hatte ich genau das Richtige für ihn ... dachte ich. Ein kleines Prachtstück von einem Gebäude. Ich lud ihn also zu einem Besichtigungstermin ein, und wir sahen es uns an: Zentral gelegen in der Mitte des Altstadt-Zentrums, renovierter Verwaltungsbau, Baujahr 1905. Stuckfassade gut erhalten und erneuert, in pastell-blau gehalten, kürzlich erst gestrichen. Alle Fenster runderneuerte und weiß gestrichene Holzrahmen mit dekorativen Mittelkreuzen. Zentralheizung völlig saniert, breites, repräsentatives Treppenhaus. Gute Verkehrsanbindung.
Nun ... er war nicht begeistert. Er sagte, er bräuchte ein modernes Gebäude. Eines, dass den technologischen Fortschritt seiner Branche darstellt. Etwas mit Glas und Chrom. Mit mehr Licht im Inneren. Ein großer Eingangsbereich, moderne Lifte, alle Formen der Telekommunikation bereits in jedem Raum verlegt. Und überhaupt: Die Farbe ....
Natürlich!! Jetzt hatte ich ihn verstanden. Nun, pastell-blau passt ja auch wirklich nicht zu einer Rechner-Firma.
Also zeigte ich ihm das nächste Gebäude. Ein wahrer Palast der Moderne. Gegenwärtig war es noch ein Hotel, aber das würde in Kürze das Gebäude verlassen.
Der Eingang war mit einem Glasvorbau auf Stahlsäulen versehen, moderne Pflasterarbeiten in der Zufahrt. Alle Fenster modernste Thermopen-Doppelverglasung im Alurahmen. Jedes Zimmer ausgestattet mit Telefon und sogar Computeranschluss! Die Lifte waren erst vor drei Jahren erneuert worden. Der Eingangsbereich enthielt eine Buchenholz-Rezeption. Der Wintergarten ließ viel Licht ein, und eignete sich hervorragend als großer Besprechungsraum.
Die Fassade in modernem dunkelrot gehalten, Fensterrahmen und Sockel in leichtem Grau hervorgehoben.
Das war ja wohl ideal. Ein wirklich rundum zeitgemäßes Gebäude für ein modernes Unternehmen.
Aber komisch. Irgendwie störte er sich daran. Im gefiel die Stuckfassade nicht. Und das Baujahr 1922 sei ja auch nicht gerade etwas, was sein Unternehmen repräsentieren würde. (Verstehe ich nicht: Sehr solide, so sollten sich Unternehmen doch darstellen?).
Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Und das verstehe ich wirklich nicht. Habe ich denn nicht alles getan, um auf seine Wünsche einzugehen?