2008-12-30

Zwei Arten von ernsthaften Christen

Ein Gedanke, der mir vor einer Weile nach einer Beobachtung in Gemeinde durch den Kopf schoß:


Es gibt zwei Arten von ernsthaften Christen:

Diejenigen, die nicht aufhören zu fragen.

Die nicht aufhören, Konflikte in Aussagen wahrzunehmen, zu erkennen, anzunehmen. Die nicht aufhören, Tradiertes und Überliefertes, Absolutes, Erreichtes und eigentlich Geklärtes zu hinterfragen.
Sie sehen sich niemals als Fertige, sondern immer als Fragende, als Suchende. Trotz aller Glaubensgewissheit wissen sie um ihre Unwissenheit und betrachten alle Erkenntnisse als vorläufig. Sie sind immer bereit, sich und ihren Glauben, ihre Ansichten, ihre Meinungen hinterfragen zu lassen und sie gegebenenfalls auch zu korrigieren.

Hier finden wir den Thomas, der erst die Hände in die Wunden legen muss. Den Paulus, der einen Römerbrief verfasst und sich auf die Griechen einlässt.

und

Diejenigen, die endlich aufgehört haben zu fragen.

Die der ewigen Suche, der nie endenden Kette immer weiterer Ungewissheiten, immer neuer Fragen, ein Ende gesetzt haben.

Sie haben eines Tages einen Schnitt gemacht und begonnen, Antworten zu geben.

Ihr Leben ist eine Kette immerwährender Antworten auf die Frage der Existenz und der Gnade Gottes. Sie leben einfach, was sie bis dahin zu erkennen meinen, und erkennen, indem sie leben, was sie glauben.

Hier finden wir den Petrus, der aus dem Boot steigt, aber auch die Mutter Theresa von Kalkutta.


Schwierig wird es, wenn der Eine dem Anderen begegnet, ihn aber nicht versteht.

Morgengedanken #1 - Status quo?

Hier ein Morgengedanke, der schon ein Jahr alt ist, und noch in meinen Entwürfen schlummerte ...

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Entweder es gibt keinen Gott, dann ist die Gemeinde nur ein sozialer Verein, wo sich Menschen zwecks gemeinsamer Lebensgestaltung treffen.

Dann macht viele Anstrengung, Evangelisation, Diakonie und anderes Engagement, welches über ein gewisses Maß hinaus geht, aber keinen Sinn. Dann kann ich mir private Frömmigkeit sparen, und einfach die Gemeinschaft im Verein genießen, mit netten Leuten was Nettes unternehmen.
Alles darüber hinaus hat sich erübrigt.

Der Sinn hinter einer humanitären Handlung müsste sich dann aber anders ergeben. "Salz der Erde" wird dann nämlich nur zu einer netten Idee. Ein Aufruf zu diakonischem Handeln und besonderem Einsatz für Menschen über den direkten Freundeskreis hinaus kann sonst zu leicht durch die eigene Faulheit wegdiskutiert werden. Wozu sollte ich überhapt Einsatz für "die Welt" zeigen?
(In dieser Hinsicht muss mir ein Athetist, wie Dawkins, wirklich mal erklären, warum ich mich für irgendwelche karitativen Dinge einsetzen sollte. Meinen Bekannten geht es gut, und das reicht doch.).

Tatsache ist: Wenn das der Fall ist, kann mein Leben nicht so bleiben, wie es ist. Denn ich kann dann meine Zeit besser, geschickter und vor allem entspannter verteilen. Viel Streß hat sich dann erübrigt. Das Ringen und Kämpfen um dieses und jenes in Gemeinde. Um Gemeinde überhaupt. Solange sie funktioniert, ist es gut, wenn nicht, dann nicht. So lässt es sich viel ruhiger leben.


Oder es gibt Gott. Wenn es aber Gott gibt, dann frage ich mich, wieso er selbst in einer christlichen Gemeinde oftmals so verborgen sein kann. Wieso er dort nicht viel "präsenter" ist, viel intensiver erlebt wird. Wie kann es sein, dass eine Gemeinde in mancher Hinsicht wie ein Verein mit religiös-theologischem Sachhintergrund erscheint, mit allem, was zu einem normalen Verein einfach dazugehört?

Wenn es Gott gibt, dann kann mein Leben ebenfalls nicht so bleiben, wie es ist. Denn dann muss ich über meine Zeit, mein Engagement, mein Ringen und Kämpfen auch neu nachdenken. Dann muss ich fragen, ob die Gemeinde Gottes Ziele verfolgt, oder nur ihre eigenen. Ob an vielen Stellen durch gemeinschaftliche Gemütlichkeit und gesetzte Bürgerlichkeit nicht die Botschaft dieses Gottes verdeckt und "weichgespült" worden ist. Dann muss ich selbst mich dazu stellen und fragen, inwiefern ich an diesem Zustand beteiligt bin, und muss sehen, was das für mich und mein Leben bedeutet.

Überhaupt: Gemeinde!
Verwechseln wir an vielen Stellen nicht oft Gemeinde und Reich Gottes? Gemeinde und Heilsbotschaft? Sind viele Aktivitäten, die wir durchführen, nicht eher darauf ausgerichtet, Gemeinde (sprich: eine lokale Verwaltungs- und Organisationsstruktur) zu erhalten, anstatt ein "himmlisches" Reich aufzubauen?

Der Glaube, beides sei automatisch identisch, scheint mir jedenfalls notwendig zu hinterfragen.

Wie steht es mit "Glaubwürdigkeit"?

Wie man's dreht und wendet: Irgendwas muss sich ändern. Auch und gerade bei mir selbst. Wenn es bleibt, wie es ist, ist es tot.

Doch dann befällt sie mich wieder ... diese enorme Müdigkeit ...